Goldbraun, glänzend und glatt: Gut bearbeitetes Kastanienholz ist etwas Besonderes und lässt sich auf viele Weisen einsetzen. Allerdings gilt es, eine Unterscheidung zu machen, denn Rosskastanie und Edelkastanie sind trotz der ähnlichen Namen botanisch nicht verwandt. Sie haben dementsprechend unterschiedliche Eigenschaften. Lesen Sie hier, warum vor allem die Edelkastanie eine gute Wahl ist und wie das Holz eingesetzt werden kann.

Das ist Edelkastanie

Die Edelkastanie zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass sie sich leicht bearbeiten lässt. Während Reißen und Werfen bei der Rosskastanie schnell vorkommen können, ist das Holz der Edelkastanie ähnlich widerstandsfähig wie Eichenholz.

Diese hochwertige Qualität hat ihren Preis: Edelkastanienholz kann bis zu doppelt so viel kosten wie das Holz der Rosskastanie. Allerdings lohnt sich die Investition durchaus, wenn man die Eigenschaften der Holzsorte auf einen Blick betrachtet.  

Eigenschaften von Edelkastanienholz

Wie bereits erwähnt, gehören Rosskastanie und Edelkastanie zwei unterschiedlichen Familien an. So ist es auch möglich, dass die Edelkastanie viele positive Aspekte mitbringt, während die Rosskastanie für den praktischen Gebrauch eher schlecht geeignet ist.

Die Vorteile

Der Kreativität sind sozusagen keine Grenzen gesetzt, wenn es um die Verwendung von Edelkastanie geht: Da das Holz sehr biegsam und splitterfrei, aber dennoch zäh ist, lässt es sich sehr gut bearbeiten. Ob Schnitzen, Drechseln oder sonstige Methoden, kaum eine Verarbeitung ist unmöglich.

Ein weiterer Vorteil ist die Anpassungsfähigkeit, denn Edelkastanienholz ist atmungsaktiv. Es reagiert kaum auf veränderte Luftfeuchtigkeit und verzieht sich aus diesem Grund nicht – die ideale Voraussetzung für Möbelstücke aller Art. Hinzu kommt die Tatsache, dass Edelkastanie nur minimal quillt oder schwindet.

Ein dritter praktischer Aspekt ist der hohe Gehalt an Gerbsäure im Holz. Dadurch zersetzt es sich langsamer, bildet weniger Splintholz und ist vor allem resistent gegen Pilze oder Insektenbefall. Mit anderen Worten: Edelkastanienholz bringt beste Voraussetzungen mit, um sich selbst zu schützen.

Das Aussehen

Diese Holzsorte erkennt man sofort an Maserung und Textur: Edelkastanienholz hat große, ringförmige Poren, Jahresringe sind deutlich erkennbar. Die gleichmäßige Zeichnung ist besonders dekorativ, da Astlöcher im Baumstamm in der Regel erst ab einer Höhe von circa 12 Metern auftreten.

Frisch gefällt hat das Kernholz eine glänzend hellbraune Farbe. Mit der Zeit dunkelt es jedoch nach, sodass zum Beispiel sehr alte Möbel aus Kastanienholz einen satten, dunkelbraun-rötlichen Farbton haben. Das Splintholz ist weißlich-gelb, bildet aber nur eine schmale Schicht und findet daher kaum Verwendung bei der Herstellung von Nutzgegenständen.

Die Herkunft

Edelkastanien wachsen vermehrt im Mittelmeerraum, zum Beispiel in Spanien, Portugal oder Italien. Aber auch in nördlichen Regionen mit gemäßigtem Klima können sie angebaut werden beziehungsweise natürlich wachsen. Übrigens: Besonders in der Schweiz gibt es sehr viele verschiedene Kastanienarten. Über 100 Varianten sind dort zu finden.

Behandlung und Verarbeitung des Materials

Das Holz der Edelkastanie ist nicht zuletzt deshalb so gut zu verarbeiten, weil es Politur, Lacke, Farben oder Beizen problemlos annimmt. Je nach Verwendungszweck ist eine Behandlung sogar nicht einmal nötig, denn beim Einsatz im Außenbereich bietet die Gerbsäure schon einen ausreichenden Schutz gegen Witterung und schädliche Einflüsse.

Allerdings ist professionelles Vorgehen beim Trocknen ein Muss: Wird Kastanie zu schnell oder mit der falschen Methode getrocknet, kann das Holz reißen, werfen oder Feuchtigkeitsflecken davontragen. Mit etwas Geduld entsteht also ein schöneres Kastanienholz-Produkt.

Verwendung

Neben Eichenholz ist Edelkastanie wohl eines der vielseitigsten Hölzer. Da es sich gut biegen, formen und bearbeiten lässt, wird es in unterschiedlichsten Bereichen verwendet. Das beginnt bereits bei der Einrichtung:

  • Handwerk: Ob für Kunstgegenstände oder Bauteile von Musikgeräten, geschnitzte oder gedrechselte Elementen aus Kastanie kommen häufig zum Einsatz. Einzelne Teile eines Klaviers zum Beispiel bestehen oft aus dem edlen Holz.
  • Bodenbelag: Schön gemasert und strapazierfähig, eignet sich Edelkastanie bestens für Parkett und Böden allgemein.
  • Möbel: Hochwertige Massivholzmöbel aus Edelkastanienholz können mehrere hundert Jahre bestehen, ohne sich zu verziehen. Das Holz dunkelt lediglich nach und bewahrt so seinen einzigartigen Charakter. Aber auch als Furnier, also als dünne, verleimte Holzoberfläche, macht sich das glatte Naturmaterial gut.
  • Brennholz: Der Brennwert von Kastanienholz liegt nur geringfügig unter dem von Eichen- oder Buchenholz. Eine Mischung aus Kastanie und anderen Laubhölzern kann also vergleichsweise günstig sein und spendet im Kamin langanhaltende Wärme.

Widerstandsfähigkeit und Gerbsäure machen Edelkastanienholz aber auch zu einer guten Wahl für den Außenbereich. Nicht umsonst wird das Holz oft auf Spielplätzen oder auch zur Uferbefestigung an Flüssen eingesetzt. Im eigenen Garten kann die Edelkastanie zum Beispiel folgendermaßen verbaut werden:

  • Zäune: Das stabile, feste Holz behält in Form von Zaunpfählen lange seine Form, ohne morsch oder schief zu werden.
  • Pergola-Konstruktionen: Als Pergola bezeichnet man einen überdachten Bereich im Garten, ähnlich einem Pavillon. Auf Holzsäulen ruht entweder ein durchgehendes Dach oder ein kunstvolles Gitter aus Holzstreben. Das ebenmäßige, resistente Holz der Edelkastanie eignet sich bestens für solche Zwecke.
  • Gartenmöbel: Auch Bänke, Tische oder Stühle aus Edelkastanienholz sind praktisch für den Garten, da sie bei nahezu jedem Wetter ihre Form behalten und entsprechend langlebig sind. Witterungsverhältnisse, Pilze oder Insekten werden durch die Gerbsäure abgehalten.

Pflege von Edelkastanie

Je nachdem, wo das Holz zum Einsatz kommt, sind verschiedene Pflegemethoden empfehlenswert. Für Möbel, Kunstgegenstände etc. aus Massivholz gilt: Wenn eine Oberflächenbehandlung durchgeführt wird, sollte das nur mit Wachs oder Öl passieren. Kastanienholz-Furniere können mit einem leicht angefeuchteten Mikrofasertuch abgewischt werden, um Staub oder leichte Verschmutzungen zu entfernen.

Auch im Außenbereich sind Kastanienholzmöbel vergleichsweise pflegeleicht. Um die Haltbarkeit noch zu verlängern, ist es aber ratsam, alle ein bis zwei Jahre eine spezielle Holzschutzfarbe aufzutragen. Sie bringt einerseits die Farbe wieder deutlicher zum Vorschein und unterstützt andererseits die natürlichen Schutzqualitäten der Edelkastanie.

Kastanienholz: Darauf kommt es an

Grundsätzlich ist Holz ein dankbares Material für Gebrauchs- und Ziergegenstände aller Art. Es ist ein nachwachsender Rohstoff und je nach Holzsorte sehr langlebig. Die Edelkastanie zeichnet sich dabei ähnlich wie die Eiche durch einige positive Eigenschaften aus. Konkret zusammengefasst bedeutet das:

  • Hohe Widerstandsfähigkeit
  • Resistenz gegen Schädlingsbefall und Wetterverhältnisse
  • Edle Holzfarbe, die mit der Zeit nachdunkelt
  • Einsetzbar sowohl im Außen- als auch im Innenbereich
  • Leicht zu verarbeiten


Die Edelkastanie ist wohl die Sorte von Kastanienbaum, die am vielfältigsten verarbeitet werden kann. Zwar sind die Preise unter Umständen höher als bei anderen Holzsorten, die Langlebigkeit gleicht diese Tatsache jedoch meist wieder aus. 


Bild:
© Jürgen Nickel - stock.adobe.com